Klarheit

Warum brauchen wir Klarheit?

Ich habe an anderer Stelle schon mal einen Beitrag über Werte geschrieben. Heute geht es um Klarheit als Wert, der einen schneller weiterbringt und ganz viele Umwege erspart.

Du hast ein Wunschbild in deinem Kopf? Du weißt ganz genau, wo du hin willst? Oder was du gar nicht mehr in deinem Leben gebrauchen kannst? Aber irgendwie klappt es nicht? Die Neujahrspläne sind schon ganz weit weg und irgendwie überlebst du nur gerade mal so den Alltag? Dann könnte es sein, dass es dir an Klarheit fehlt. Und fehlende Klarheit wirkt im Inneren und im Äußeren.

Was wäre denn ein Wunsch (im Gegensatz zu einem Ziel) von dir? Möchtest du denn gerne, dass dein Kind während der Woche den Fernseher nicht anmacht? Nur mal so als Beispiel, klappt auch mit Zimmeraufräumen und Gemüseessen (wobei ich das mit dem Gemüseessen bei meinem Sohn nie hinbekommen habe – da war ich einfach nicht klar genug. Schon als Kleinkind hat er im Restaurant ganz angeekelt darum gebeten, man möge doch bitte dieses Unkraut von seinem Teller entfernen). Glaub mir, dein Kind merkt ganz genau, welche Energie hinter deiner Ansage steckt. Meint Mama es ernst? Oder sagt sie es nur mal so und eine Kampfansage hätte eventuell Erfolg? Sie ist genervt, weil Oma schon wieder vorbeikommen will und die Küche nicht aufgeräumt ist? Sie ist erschöpft von der Arbeit und dem Großeinkauf auf dem Nachhauseweg, die Socken qualmen? Dann lohnt es sich doch, sofort mit Gegenmaßnahmen zu beginnen. Gejaule, Gemaule und vielleicht sogar ein paar Tränchen und schon läuft der Film (und der nächste auch, wenn man sich ganz, ganz leise verhält). Tja, dann war das wohl ein Wunsch und kein Ziel von Mama. Sie hätte es gerne gewollt – aber einfach (im Moment) nicht die Kraft, das auch durchzusetzen, weil es ihr wirklich, wirklich, wirklich wichtig ist.

Wunsch oder Ziel?

Übrigens reagieren Hunde ähnlich wie Kinder auf mangelnde Klarheit. Als ich meine Lilly bekam, ihres Zeichens Australian Shepherd x Border Collie Mix, rannte ich unserer Hundeschule das Tor ein. Ich LEBTE quasi auf dem Hundeplatz, inhalierte Hundeerziehungsbücher und trainierte mehr mit ihr als andere für einen Marathon. Bei DER Mischung wusste ich, dass ich was machen musste, wenn ich nicht mit ihr zusammen untergehen wollte. Ein paar Monate später bekam ich Snoopy, meinen Bobtail. „Ach, ein Bobtail. Nö, das muss der nicht können. Der ist etwas langsam im Denken. Snoopy, wie wäre es? Würdest du dich vielleicht eventuell mal hinlegen wollen?“ Spätestens als er eine wahnsinnig theatralische Szene mitten auf dem Hundeplatz hinLEGTE, weil die Trainerin ihn ganz lieb und sanft angestupst hatte und dabei wahrscheinlich ein Haar umgeknickt wurde, war es mir nicht mehr soooooo wichtig, ob er das nun kann oder nicht. Was kann? Na, das, was ICH von ihm wollte. Denn alles andere kapierte er sofort. Dass man nicht am Tisch betteln darf, wenn noch jemand die Gabel in der Hand hat (aber dann!). Dass das leise Klicken der Kühlschranktür ankündigt, dass Essbares sichtbar wird, das vorher verborgen war. Und dass man sich so hinlegen kann, dass beide Vorderbeine nicht mehr sichtbar sind, wenn Mama mit der Schere ankommt – und sie dann nach zweimal Quietschen, als hätte etwas weh getan, auch gleich wieder geht.

Wie sieht es denn mit großen Lebenszielen aus? Du ahnst es schon: das sieht exakt genau so aus.

Wie sieht dein Lebensziel aus?

Ich wollte unbedingt Psychologin werden. Das wusste ich schon mit 11 Jahren. Dann kam mir die Pubertät dazwischen. Aber als ich so mit 24 Jahren dann aus dem Gröbsten raus war :-), wurde mein Ziel wieder sehr aktiv. Da stand ich nun. Ein Sohn, ein Pflegesohn, eine Oma, drei große Hunde, geschieden, kein Geld und vor allem kein Abitur. Ich habe gar nicht lange überlegt. Mein Abitur habe ich per Fernkurs nachgemacht. Bin dann an die Uni und habe irgendwann mein Diplom in den Händen gehalten. Es hat wirklich lange, lange gedauert. Ich musste viel sparen und konnte mir einiges nicht leisten. Und vor allem musste ich mich an jedem einzelnen Tag aufraffen und weiter lernen. Zuerst meine Lehrbriefe fürs Abitur, die mich eigentlich NULL interessierten. Aber ich brauchte diese Zugangsvoraussetzung nun mal, da nutzt ja alles Rumärgern und Lamentieren nichts. Im Vordiplom gefühlt nur Statistik gelernt und erst ab dem Hauptstudiengang kamen dann die wirklich interessanten Themen. Aber es war mein Lebensziel – ich habe es geschafft. Auch wenn ich 16 Jahre gebraucht habe. Egal. Und wie oft habe ich in dieser Zeit von anderen gehört: „Ach, das würde ich ja auch gerne machen!“ Auf meine Frage, warum diejenige / derjenige es dann nicht einfach macht, kam dann garantiert: „Bei MIR geht das ja nicht. Ich habe kein Abitur / kein Geld / keine Zeit / ein Kind / einen Hund / keinen Schreibtisch / keine Lampe……“ Äh, ja, okay. Dann geht das natürlich nicht.

Ein guter Trick, um wirkliche Gründe von vorgeschobenen Gründen zu unterscheiden. Frage dich: „Hat das schon jemals ein Mensch unter diesen Umständen geschafft?“ Denn wenn es wirklich UNMÖGLICH wäre, dann kann es auch noch nie jemand gemacht haben. Wenn also zu irgendeiner Zeit irgendein Mensch es geschafft haben sollte, ein Studium abzuschließen, obwohl er/sie ein Kind hat….. dann ist es doch prinzipiell möglich.

Jetzt schließt sich der Kreis: wenn solche Probleme dich davon abhalten, dann war das kein festes Ziel, sondern nur ein Wunsch. Der Wunsch, dass alles im Umfeld sich bequem so ergibt, dass der Weg zum Diplom ein leichter Spaziergang ist. Wenn du aber ein Ziel hast, dann reißt du dir den A… auf, um dorthin zu gelangen. Dann gibt es kein „Ja, wenn doch nur….!“, sondern nur ein „Ja, mach ich. Jetzt!“ Das Ziel ist KLAR.

Wenn das Ziel klar ist, dann gibt es keine Abzweigungen.

Wenn du also in die Jeans in Größe 38 passen willst und du vorher noch schnell die Süßigkeitenschublade leer futterst….. Wenn du dich ab morgen gesund ernähren willst, aber noch schnell 2 Kisten Cola kaufst, weil die im Angebot sind….. Wenn du zwei Wochen zu deiner Mama fahren willst, dein Mann aber darauf keinen Bock hat….. Wenn du eigentlich diese fünf Bücher lesen willst, aber abends auf dem Sofa immer so müde bist…… Dann sind das Wünsche und keine klaren Ziele. Spar dir den Aufwand, immer aufzuzählen, warum das gerade jetzt nicht klappt. Es ist jetzt einfach so, dass du nicht wirklich dorthin willst. Auch gut! Konzentriere dich lieber auf deine ZIELE und geh dort keine faulen Kompromisse ein. Mach das, was nötig ist, um dein Ziel zu erreichen! Geh geradeaus und schau nicht rechts oder links. Und sei mächtig stolz auf dich, wenn du dein Ziel erreicht hast.

Mehr Beiträge von mir findest du unter:

www.gabischmitt.com und www.chaotisches-leben.com

 

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