Kurz vor Weihnachten ist hier wieder einiges los. Der Porzellankeller brummt, weil die Menschen ihre Weihnachtsgeschenke einkaufen (und das ist gut so – darf gerne so bleiben). Bei Facebook (und manchmal glaube ich, ich lebe in, um und rund um Facebook herum) gibt es wahnsinnig interessante Challenges, Beiträge, Mini-Trainings und Maxi-Jahr2018-Vorbereitungskurse. Und ich? Ich will alles mitnehmen. Ich finde alles total interessant. Ich bin überall dabei. Das macht Spaß. Das finde ich toll und ich kann so viel dabei lernen.
Ja. Kann ich.
Bis ich merke, dass sich hier Unterlagen stapeln, die ich zwar ausdrucke, aber noch nicht mal in den Ordner einhefte. Geschweige denn lese und bearbeite. Bei Facebook hechle ich in jeder Gruppe irgendwo hinterher, weil ich die Beiträge alle mitbekommen will. Mein Emailprogramm sagt mir in schöner Regelmäßigkeit, wieviele ungelesene Emails denn neu dazu gekommen sind (höre ich da einen vorwurfsvollen Unterton bei dem ständigen „Sie haben Post“?). Zu den anderen Mails, die ich gespeichert habe, weil ich sie dann „gleich nachher“ bearbeiten werde. Ach, Mensch, das macht doch so keinen Spaß!
Ich bin immer froh, wenn mir liebe Menschen sagen, dass das Bullshit ist, was ich da mache (wer kennt diesen Ausdruck? Wer kennt diesen Menschen?). In liebevollen Worten natürlich. Ich stopfe mich mit Wissen voll – aber ich nehme mir gar keine Zeit, dass sich diese Erkenntnisse auch mal setzen und verfestigen dürfen. Was passiert denn dann mit ihnen? Die verflüchtigen sich genauso wie damals die Blätter aus der Mathestunde, die man schnell mal überflogen, aber nicht verstanden hat. Weil das Gehirn gar nicht dabei ist. Das ist nämlich noch mit der Challenge davor beschäftigt. Irgendwie seltsamer Humor, wenn ich dann auch noch an einem Achtsamkeitskurs teilnehme…. Ich bin nicht im Hier und Jetzt. Ich bin im Vorhin und Nachher.
Meine wundervolle Tochter hat mir vorgestern sehr eindringlich beigebracht, dass sie wieder Zeit mit mir braucht. Jetzt, sofort, nicht irgendwann. Also ging es gestern in die Stadt, sowas darf nicht warten. Ja, sie wusste in der Qualitätszeit auch ihren eigenen Kleiderschrank aufzufüllen (kluges Kind). Aber es hat so gut getan (mir wie ihr), ein paar Stunden mal was ganz anderes zu machen. Sich Zeit zu nehmen. Andere Gedanken zu denken. Sich zusammen zu setzen und zu reden.
Und mit diesem Abstand kommen auch heute morgen ganz andere Fragen bei mir auf. Brauche ich das alles wirklich? Bringt es mich wirklich weiter? Oder horte ich nur Wissen, das irgendwo verstaubt, weil es nicht angewendet wird?
Deshalb werde ich jetzt „Wissen light“ für mich einführen. Ich muss nicht jeden Challenge-Tag durcharbeiten. Ich muss nicht mehr jeden Beitrag lesen. Ich muss auch nicht jede Antwort dazu mitbekommen. Ich darf mich aber mit einer guten Tasse Tee einfach mal hinsetzen und nichts tun. Das fällt mir so schwer, wenn ich dermaßen im Treiben eingebunden bin. Einfach nichts tun und nichts denken. Den Tee trinken und sich nicht im Geiste schon die nächsten Arbeiten überlegen. DAS ist ne echte Challenge-Herausforderung!
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