Die Hinfahrt kam mir gestern gar nicht so lang und anstrengend vor wie sonst. Wir hatten Spaß mit den Kindern, im Auto rumgealbert und irgendwie waren wir dann auch schnell durch das Chaos in Antwerpen durch. Fazit: wenn man sich nicht drauf konzentriert, wie schlimm es sein wird, kann es vielleicht auch etwas leichter gehen/fahren.
Am Urlaubsort angekommen, durften wir 2 Stunden vorher ins Ferienhaus, mussten aber 10 Euro dafür bezahlen. Der Geizkragen-Anteil in mir schrie laut: NEIN, was für ne Frechheit ist das denn? 10 Euro für eine Wohnung, die jetzt sowieso leer steht? Aber wollte ich nicht etwas gechillter mal „anders“ an die Sache dran gehen? Also hörte ich auf meinen Mann, zahlte 10 Euro und….. freute mich anschließend wie doof drüber. Denn in dieser Zeit hatten wir schon: das Haus besichtigt, die Schlafzimmer verteilt und alle unsere Sachen großzügig über 2 Etagen verteilt, einen Kaffee getrunken, auf der Liege in der Sonne eine Kurzentspannung geübt, alles Notwendige (und Nicht-Notwendige) im Jumbo-Supermarkt besorgt, Abendessen gekocht (traditionsgemäß für den ersten Tag: Spaghetti mit Hackfleischsoße), Küche wieder aufgeräumt und waren schon auf dem Weg zu unserem Verdauungsspaziergang an den Strand. Fazit: manchmal kann man sich mit (wenig) Geld viel (sinnvoll verbrachte) Zeit kaufen. Zwei Stunden rumfahren mit sämtlichem Gepäck im Auto und nicht so richtig wissen, wo man jetzt hingehört, wäre deutlich ungemütlicher gewesen. Manchmal ist Geiz nämlich gar nicht geil.
Nächster Morgen nach einer erholsamen Nacht…. erster Gedanke, noch mit geschlossenen Augen: „Genial, ich bin in Urlaub. Was machen wir denn heute Tolles? Ich freue mich!“ Was denke ich daheim? „Boah, die Nacht ist schon wieder vorbei. Was muss ich denn heute alles machen? Was? Soooo viel? Das wird ein stressiger Tag. Mist!“ Fazit: vielleicht ist der allererste Augenblick des Tages auch schon die allererste Möglichkeit, den Tag ins Positive zu lenken!!! Wenn wir uns zuerst darauf konzentrieren, welch schöne Momente der neue Tag für uns bereit halten wird, dann werden wir auch viel mehr schöne Momente an diesem Tag erleben. Energy flows where attention goes. Wir erleben mehr von dem, was wir erwarten bzw worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Warum also nicht einfach etwas Schönes erwarten?
Die Kinder schlafen noch. Nach einer ersten Tasse Kaffee kommt aber der Hunger. Mein Mann möchte frische Brötchen holen. Ich möchte wie immer in dieser Zeit ein paar ruhige Minuten genießen und meine Mails/Facebook/Ebay checken. Aber…. möchte ich das wirklich? Oder mache ich das nur aus Gewohnheit? Möchte ich in diesem Urlaub nicht mal was anders machen? „Warte, ich geh mit!“ Erstaunter Blick. Okay. Dann los. Entspannter Einkauf im Jumbo. Daheim hasse ich einkaufen. Und shoppen. Ist alles für mich nur Pflichtprogramm. Was ist jetzt anders? Ich setze mich auf die Sitz-Insel mitten im Jumbo. Die ist extra für eine kleine Pause da. Man kann sich gemütlich hinsetzen, hat kostenloses WLAN, kann sich einen Kaffee/Milchkaffee/ Kakao/Tee „für umsonst“ nehmen und sogar einen Gratis-Keks dazu. Und die Leute beobachten. Was sehe ich? Sie kommen mir alle entspannter vor als daheim. Ist das wirklich so oder sehe ich das nur, weil ich das erwarte? Keine Ahnung. Was ich aber ganz genau weiß, ist: die Leute, die hier arbeiten, die haben Spaß. Denn DAS ist mir schon unzählige Male aufgefallen. Hier gibt es viele junge Leute, die richtig Freude an ihrer Arbeit haben. Sie lachen, sie machen Witze (die ich nicht verstehen kann, aber sie scheinen echt gut zu sein) und Blödsinn, sie sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Das macht wiederum mir gute Laune. Ich kaufe gerne hier ein. Und ich freue mich über all die Produkte, die ich noch nicht kenne und deren Aufschrift ich gar nicht lesen kann. Fazit: gute Laune kann ansteckend sein, deshalb umgebe dich mit gut gelaunten Leuten. Und: man kann alltägliche Handlungen auch mal mit ganz anderen Augen sehen – wenn man bewusst darauf achtet!
Mein Kakao ist alle, der Kaffee von meinem Mann auch, also mit dem Einkauf heim? Nö, wir sind ja im Urlaub. Also fahren wir mal einfach so durch den Ort. Schauen ins Angelgeschäft rein. Kaufen ein absolut unnötiges weiteres Plüschtier für unseren Mops im Tierladen. Schlendern im Hafen an den Fischkuttern vorbei, schauen den Fischern beim Ausladen zu, setzen uns einfach mal in die Sonne und schließen die Augen. Was ist anders? Kein Zeitdruck. Den könnten wir uns aber jetzt machen, weil Wurst und Käse eigentlich in den Kühlschrank müssten (es ist aber kühl im Auto) oder weil die Kinder daheim mittlerweile bestimmt wach sind und Hunger haben. Oder weil man das „so macht“. Wir wollen nur nicht, weil wir ja Urlaub haben. Fazit: manchmal ist der Zeitdruck einfach hausgemacht und unnötig. Und damit verlieren wir einige wundervoll entspannte Momente.